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Don´t fight the Wind, adjust your Sails

Mooringmannöver und Ankern


I. EINLEITUNG

Dieser kleine Ratgeber soll sich insbesondere an jene Hobbyskipper und Ihre "Gelegenheitsmannschaften" richten die alljährlich aufs neue in See stechen, sich dort dann aber immer aufs Neue auch wieder eingewoehnen muessen.

Der Autor dieser Tips hat es sicher selbst noch nicht zur "Perfektion" gebracht, aber womoeglich zu einer Art "Hobbyperfektion" -als Charterskipper mit Anfaengercrews- die eben beruecksichtigt, dass zwischen den Toerns viel Zeit zum vergessen lauert.

Der erste Aufschiesser in die Box, der erste neue Seitenwindanleger vor Anker in einer ebenso neuen Situation. Achteraus, Rhoemisch-Katholisch auch für Atheisten. Alles recht seltsame Dinge die mit dem einen oder anderen Trick angegangen doch sehr gut zu bewaeltigen sind, ohne die Fender zu arg zu strapazieren..

Gemeinsamkeiten in den Fehlerquellen bei allen Varianten von Mannoevern, kaum ein Handgriff der Mannschaft sitzt, Gemeinsamkeiten allerdings auch in den Strategien erfahrener Segler. Genug der Rede ran an die Tipps!

II. Die zehn goldenen Regeln fuer Chartercrews

Allgemeines:

Regel Nr.1 
Lehren Sie ihre Crew den Baum und das ueberbordgehen zu "fuerchten". Das Risiko vom Baum erschlagen zu werden oder ueber Bord zu gehen ist groesser als die Gefahr von Feuer, Gas und einem Leck werden aber nur halb so oft erwaehnt. WICHTIG: Laufleine zum einpicken an Deck, Nichtaufhalten im Schwenkbereich des Baumes (insbesondere bei raumen Kursen) und abstellen des Gas an der Gasflasche sind ein Muss!

Anlegemanoever:

Regel Nr.2
Alle Hafenmanoever so langsam wie moeglich so schnell wie noetig. Dabei die Maschine in Stoessen nutzen OHNE den Hebel stehen zu lasse. Ausnahmen unten bei den Details. (Eine Yacht kann nur so NICHT Ihren eigenen Willen entwickeln!) - Gelingt das Manoever mal nicht, DANN fruehzeitig abrechen und erneut anlaufen.

2. Der Bug geht durch den Wind, und die ganze Yacht driftet schnell. Wenn man weiss was der Wind mit dem Boot macht kann man dies nutzen! Warum nicht beim Mannoevern den Wind fuer sich arbeiten lassen? Wie sich das Boot z.B. bei Seitenwind verhaelt kann man ideal nach dem Auslaufen am ersten Tag testen. Erste Erfahrungen bei einem komplizierten Anleger zu erlangen kann Stress bedeuten, gegebenenfalls auch Bruch.

3. Leinen in den Wind UND BELEGEN! Ein Boot ist nur dann fest wenn es an der richtigen Stelle fest ist. Blinder Eifer schadet nur. Zeigen sie der Mannschaft wie man BELEGT und dass man eine Yacht nicht aus der Hand halten kann! Zeigen und erklaeren Sie VOR dem Manoever, nicht erst im Mannoever.

4. Nur der Rudergänger spricht beim Anleger, respektive der Skipper! Sonst gilt fuer Mitsegler "Alles Fragen! NUR NICHT IM MANNOEVER!!" Kennen wir alle vom Busfahrer und dem Schild: "Nicht waehrend der Fahrt ansprechen", auch wenn es noch so gut gemeint ist. Voher den Mitseglern erklaeren! 

5. Jedem seine Aufgabe ist das Mittel der Stunde bis sich ein Routine ausgebildet hat. Man kann dabei die Aufgaben auch so verteilen, dass nicht alle genau in der Sicht stehen. Auch die eigentlich selbstverstaendlichen Sachen muessen erfahrungsgemaess erklaert werden. Die Einweisung sollte vor dem Manöver stattfinde, nicht im Manoever denn da sind die Sinne belegt.

6. Keine Leine bleibt auf Slip. Leinen die zum festmachen im Mannoever auf slip gelegt werden muessen durch fixe leinen ersetzt oder besser noch entlastend ergaenzt werden. Spaetestens bei Sturm scheuern sich Leinen sonst durch. Insbesondere bei Mooringbojen muss auch eine feste Leine stehen. Sollte man raus muessen ohne dass man es schafft diese zu loesen ist es immer noch besser eine Leine zurueckzulassen als eine Yacht zu verlieren weil sich eine Slipleine durchgescheuert hat.

7. Irgendwas ist immer neu. Kein Manöver ist wie das andere. Rundumblick entwickeln und nicht zu frueh denken man ist da. Stichwort, was passiert wenn die Fähre in den Hafen geknallt kommt oder ein Sturm zuschlaegt.

8. Nie im dunklen einen unbekannten Hafen ansteuern wenn man sich nicht Sicher ist. Planen Sie Ihre Tagesetappe erreichbar. 20 Seemeilen gegenan sind 20 Seemeilen mal X gegenan. Stellt man fest dass eine unbekannte Buch ungeeingnet zum uebernachten ist, oder ist diese gar voll, freut man sich ueber die Zeit ein Ausweichbucht im hellen zu finden.

9. Keinen Punkt um den herum sich eine Yacht nicht drehen koennte. Arbeiten Sie wie z.B. beim eindampfen mit Leinen. In Kuerze gibt es hier Bilder zum Thema.

10. Der Skipper hat immer recht, und wenn nicht dann kann man HINTERHER drueber reden.

Klingt das alles zu vorsichtig? Ich finde nein, DENN auch die Perfekten erwischt mal ein Welle in der falschen Situation und manch ein Held der Wellen stuerzt ein wirre Crew mit wildem Geschrei in unmoegliche Situationen. Mancherorts wird das schon als deutsch empfunden. Die Italiner, so sagte mir ein griechischer Basisleiter funken dann eher SOS, sind aber zumindest still.

III. DIE UNMITTELBARE MANOEVERVORBEREITUNG

Das Manoever sollte zunaechst in geplanter Form vor dem geistigem Auge ablaufen. Jederzeit sollte sich die aktive Mannschaft bewusst sein woher der Wind kommt. Ein aufgeschlagenes Hafenhandbuch dessen Seiten beschwert sind (damit der Wind es nicht zuweht), laesst Tiefen bekannt sein und verschafft Uebersicht.
Wichtig beim Anlegen die WICHTIGSTEN Handgriffe erklären. Auch bekannte Mitsegler vergessen in einem Jahr vieles. So gilt es z.B. wenn man in eine leine eindampfen moechte explizit zu erklaeren dass eine Leine dazu gekniffen werden muss und man die Yacht nicht aus der Hand halten kann. Es muessen und sollen auch nicht 20 Meter Festmacherleine durch den Ring, sondern man kann ein Leinenende schaffen indem man die Leine auf der richtigen Laenge doppelt legt und sich so ein Ende schafft.



Sicherheits und Bootseinweisung

Je eher man die Sicherheitseinweisung beginnt desto sauberer wird diese. Idealer Weise hat man unheimlich viel Erfahrung oder eine Liste die man abarbeitet ;-)




Es gibt so eine Liste z.B. auch in durchdachten Logbuechern, in denen die Sicherheitseinweisung Schritt fuer Schritt abgearbeitet werden kann, zu bestellen unter http://www.logbuch.com
Darin ebenso enthalten Crewliste, Notrolle, VHF Distress etc.


Auch sehr wichtig:
Das Seemeilenbuch (siehe rechts) ist ein Formularheft in das vom jeweiligen Skipper Seemeilen als Segelerfahrung des Mitseglers eingetragen werden. Ebenso kann der Skipper darin auch seine eigenen Toerns dokumentieren und diese von den Mitseglern unterschreiben lassen. Zu bestellen unter http://www.logbuch.de

IV. DIE MITTELBAREN - TOERNVORBEREITUNGEN

Ein Teil der Arbeit findet schon im Vorfeld statt. Wer verantwortungsvoll vorgeht hat schon für die ersten beiden Tage mögliche Törnziele und Törnalternativen gesichtet. D.h. neben einem Wunschhafen sollte es immer einen Ausweichhafen oder eine sichere Bucht geben der auch bei widrigem Wetter angelaufen werden kann.

 

Die Mannoever

Mooringbojen:

Mooringbojen sind nur Moorings wenn sie halten . Nicht alles was wie eine Mooringtonne aussieht ist auch eine Mooring. Im Notfall Tonne abtauchen um Verankerung zu ueberpruefen. In Kroatien gibt es Mooringtonnen mit zu wenige Gewicht waehrend die Tonnen z.B. in den Dodekanes mit riesigen Betonbloecken gesichert sind. Grundsaetzlich Mooring nicht auf Slipp belegen sondern Slippleinen ergaenzen durch Leine die z.B. mit einem Palstek gesichert wird. Slipleinen koennen durchscheuern!

Bugmooring und Achterleinen:

Bei Seitenwind mit dem Heck an den Steg.

Die achterliche Luvleine zuerst belegen. Belegen bedeutet in diesem Falle einen Poller mehrfach zu umschlingen oder einen Ring mit einem Halben Schlag zu belegen und die Leine dann zu kneifen. (Bilder folgen in Kuerze).

Erst dann den Vorwaertsgang einlegen und ein wenig Gas geben. Durch leichtes Luvruder wird die stabilisierung des Buges gegen den Wind noch unterstuetzt. Lee Leine und Mooring lassen sich jetzt in Ruhe belegen.



Ankern:

Die allermeisten Skipper geben zu wenig Kette und/oder fahren den Anker nicht ein. Der Skipper sollte sich vom Ankermann genau erklaeren lassen wie viel Kette geworfen wurde und dies mit einem Blick in den Kettenkasten ueberpruefen.


 

Den Anker tunlichst nicht nur zum baden ins Wasser dippen sondern einfahren. Vor dem geistigen Auge sollte der Skipper nach dem werfen immer Wissen wo der Anker liegt und wo die Kette wie verlaeuft. Die Skizze oben zeigt einige Varianten.

 

Reffen:

Beim Reffen des Großsegels wird eine Segelyacht ueblicherweise "an den Wind" gebracht und die Großschot dann geringfügig gefiert, so dass der Winddruck aus dem Segel herausgenommen wird. Jeder Skipper sollte sich einen Mitsegler zuechten der zu beginn des Toerns lernt eine Yacht im Wind zu halten und einen sauberen Kurs zu steuern.

Man kann als Skipper gar nicht genug Haende frei haben und wenn beide ans Ruder gebunden sind kann man sich z.B. nicht um die Segelkuemmern etc. etc. Wenn man sich auf den Rudergaenger verlassen kann so hat man die Moeglichkeit in jeder Situation mit einzugreifen. Vom Schulen bis zur Notrolle und dem Funk ist der Skipper normal der beste Mann an Bord.

 Mann kann nie genug
Hände an Bord haben! 


Die Crew

Die Crew ist neu an Bord und stellt sich Fragen die moeglichst schon im Vorfeld beantwortet werden sollten. Wer die Gelegenheit hat kann mit seiner Crew schon vor dem Toern Knoten ueben, alle anderen koennen zumindest ein Buch empfehlen. Gibt es sogar lustige Varianten.



Dabei sind die Knoten noch das kleinste "Problem" jeder Segler ist auch einmal das erste mal auf einer Yacht und wirklich alles ist neu. Daher wird der Bereich Misegler hier in Kuerze ausgebaut. Themen wie Bedienung der WC´s und Sanitaeten Einrichtungen, Knoten etc. etc, werden hier in Wort und Bild erscheinen. Also einfach diese Seite Bookmarken und weiterempfehlen, es lohnt sich immer mehr. .
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V. NACHWORT

Besonders erfahrenen Skippern wird vieles hier beschriebene profan vorkommen, dennoch umschreiben die Verhaltenstipps Fehler die von vielen Skippern gemacht werden und die dazu fuehren das Charteryachten in oft miserablen Zustaenden in die Basen zurueckehren. Zum Anfang der Saison NOCH neue Yachten befinden sich zum Ende des Jahres in einem bedauernswerten Zustand. Mit einem Mindestmass an Toernvorbereitung ließen sich viele Schäden vermeiden und so manch eine Kaution retten. Natürlich würde ich mich freuen ein wenig dazu beigetragen zu haben auf diese Weise auch die Charterpreise niedrig zu halten. Für Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte auch das Forum.

"Als Perfektionist zu der Einsicht gelangt, dass Fehler meistens beim Skipper liegen, und sei es in der Einschätzung der Crewstaerke."



 

Zum Bild: Die Gefahr steckt im Detail, nicht Wenige die sich in solchen Ketten "verfangen" haben.

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